Blick auf den leeren Schlossplatz ohne Festbetrieb
Blick auf den leeren Schlossplatz ohne Festbetrieb, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Die Zukunft des Historischen Volksfests auf dem Schlossplatz steht auf der Kippe. Wegen massiver Einsparungen im Haushalt der Stadt Stuttgart droht das Traditionsfest, das seit 2018 alle vier Jahre Besucher begeistert, im kommenden Jahr auszufallen. Weder die Stadtverwaltung noch die großen Fraktionen des Gemeinderats haben im Haushaltsentwurf für 2026 finanzielle Mittel für die Veranstaltung vorgesehen.

Inhaltsverzeichnis:

Entscheidung des Gemeinderats im Dezember

Am 19. Dezember soll der Gemeinderat endgültig über den Doppelhaushalt entscheiden. Dabei geht es um die Verteilung von insgesamt 600 Millionen Euro weniger als im laufenden Jahr. Grund für das Defizit ist die stark gesunkene Gewerbesteuer. Viele Bereiche wie Kultur, Sport und Sozialverbände befürchten Kürzungen. Alle betonen, ihre Projekte seien unverzichtbar. Für das Historische Volksfest scheint es jedoch keine Lobby zu geben.

Die SPD verzichtet in ihrem Haushaltsentwurf ausdrücklich auf die Finanzierung des Fests. Weder Grüne noch CDU erwähnen es überhaupt. Kämmerer Thomas Fuhrmann führt das Volksfest ebenfalls nicht auf seiner Liste. Lediglich ein Stadtrat verwies auf einen Ansatz von 100 000 Euro für ein verkleinertes Fest auf dem Wasen.

Andreas Kroll und Thomas Fuhrmann uneins über Planung

Der Chef der Veranstaltungsgesellschaft Stuttgart, Andreas Kroll, zeigte sich überrascht über den genannten Betrag. Er erklärte, er habe von einer abgespeckten Version nichts gehört und wolle sich bei Thomas Fuhrmann über den aktuellen Stand informieren. Kroll betonte, ein Fest auf dem Schlossplatz müsse angemessen gestaltet werden. Eine reduzierte Variante halte er für unpassend, da der Aufwand für Aufbau und Organisation ohnehin hoch sei. Zudem sei auf dem Wasen im nächsten Jahr kein Platz, da dort bereits das Landwirtschaftliche Hauptfest und das reguläre Volksfest stattfinden.

Ein weiteres Beispiel für die aktuelle Kulturdiskussion in Stuttgart bietet der Konflikt um die Jazz Open 2026, bei dem ebenfalls finanzielle Fragen im Mittelpunkt standen.

Oberbürgermeister Frank Nopper stellt klar

Aus dem Büro von Oberbürgermeister Frank Nopper kam inzwischen eine eindeutige Aussage. Die 100 000 Euro seien nicht für ein kleines Volksfest gedacht. Nopper erklärte: „In der aktuellen Haushalts- und Finanzlage können wir uns das Historische Volksfest dieses Mal bedauerlicherweise nicht leisten.“ Als kleinen Ausgleich wolle er jedoch das traditionelle Element im Rahmen des großen Volksfestumzugs stärken.

Die Veranstaltung, die 2018 anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Volksfests und des 100-jährigen Landwirtschaftlichen Hauptfests entstand, erinnerte an die Ursprünge des Festes. König Wilhelm I. und Königin Katharina stifteten es 1818 aus Dankbarkeit nach den Hungersnöten, die durch Kriege und den Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 verursacht worden waren.

Schlossplatz und historische Bedeutung

Beim Historischen Volksfest auf dem Schlossplatz konnten Besucher alte Karussells erleben, Schaustellern zusehen und traditionelle Speisen genießen. 2018 kamen rund 500 000 Menschen, 2022 sogar 600 000. Das Fest verband Unterhaltung mit Geschichte und erinnerte an die landwirtschaftlichen Wurzeln Württembergs.

Sollte das Volksfest 2026 ausfallen, wäre das ein Einschnitt in die Stuttgarter Festkultur. Schon zuvor wurde über Einsparungen bei kulturellen Veranstaltungen diskutiert, wie etwa beim Thema Überfüllung auf dem Cannstatter Volksfest. Auch andere Städte fordern derzeit mehr Unterstützung des Bundes, um Kultur und öffentliche Feste zu sichern – mehr dazu hier.

Das Historische Volksfest war für viele Stuttgarter ein Symbol der Dankbarkeit und der Erinnerung. Ob es eine Zukunft hat, entscheidet sich im Dezember – dann liegt es am Gemeinderat, ob Tradition oder Sparzwang den Ausschlag geben.

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Quelle: STUTTGARTER ZEITUNG