Rekordzug in Stuttgart,
Rekordzug in Stuttgart, Foto: pexels

Über 160 Gruppen haben sich zur diesjährigen Parade des Christopher-Street-Day in Stuttgart angemeldet. Die CDU nimmt erstmals seit zehn Jahren nicht teil. Die Innenstadt wird am Samstag zum Zentrum der queeren Community.

Inhaltsverzeichnis:

160 gruppen beim umzug durch Stuttgarts Innenstadt

Die Veranstalter des Christopher-Street-Day in Stuttgart rechnen mit einer Rekordbeteiligung von 160 Gruppen. Der Demonstrationszug gilt als Höhepunkt der CSD-Kulturwochen, die bereits am 11. Juli begonnen haben. Erwartet werden mehrere hunderttausend Besucherinnen und Besucher. 2023 kamen rund 400.000 Menschen zur Veranstaltung. Dieses Jahr könnte diese Zahl erneut erreicht oder übertroffen werden.

Der Umzug startet am Samstag gegen 13:30 Uhr. Die Aufstellung der Fahrzeuge beginnt um 9 Uhr am GAZI-Stadion auf der Waldau. Anschließend bewegen sich die Gruppen zum Startpunkt in der Rotebühlstraße. Dort beginnen ab 12 Uhr die Einweisungen, bevor um 12:30 Uhr auch die Fußgruppen bereitstehen. Die Parade führt über die Eberhardstraße, Marktstraße und Münzstraße bis zum Karlsplatz. Dort endet der Demonstrationszug gegen 17 Uhr.

CDU verzichtet, bunte Vielfalt wächst

Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt nimmt die CDU nicht am Umzug teil. Als Grund nannte sie die hohen Kosten für einen eigenen Wagen. Eine Laufgruppe wurde ebenfalls nicht angemeldet. Im Gegensatz dazu zeigen viele andere Institutionen Präsenz. Der VfB Stuttgart, die Paulinenpflege Winnenden sowie die queeren Handwerkerinnen und Handwerker vom "Bunten Handwerk" gehören zu den teilnehmenden Gruppen.

Auch kirchliche Akteure sind vertreten. Die Evangelische Kirche in Stuttgart beteiligt sich mit ihren Regenbogen- und Segnungsgemeinden. Zuvor findet um 11 Uhr ein Gottesdienst in der Johanneskirche am Feuersee statt. Zudem haben Einzelpersonen und private Gruppen die Möglichkeit, sich am Ende des Zuges einzureihen und mitzulaufen.

Sperrungen und Einschränkungen im Straßenverkehr

Die Stadt Stuttgart hat umfangreiche Straßensperrungen angekündigt. Bereits ab 6 Uhr am Samstagmorgen werden zentrale Abschnitte der Innenstadt vollständig für den Verkehr gesperrt. Betroffen sind unter anderem Teile der Paulinenstraße, Fritz‐Elsas‐Straße, Tübinger Straße sowie angrenzende Parkhäuser und Grundstücke.

Die Tübinger Straße ist zwischen Cottastraße und Holzstraße bis etwa 18 Uhr nicht befahrbar. Eine Umleitung ist über die Heusteigstraße und Olgastraße eingerichtet. Die Stadt rät allen Besucherinnen und Besuchern, auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen.

Nahverkehr betroffen und zusätzliche Veranstaltungen

Während der Parade ist auch der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt. Die Buslinien 41, 42, 43, 44 und 92 der SSB können die Haltestellen Wilhelmsbau und Rotebühlplatz nicht anfahren. Zusätzlich betrifft eine bereits bestehende Stammstreckensperrung die Bahnhöfe Stadtmitte, Feuersee, Schwabstraße, Universität und Österfeld. Diese Sperrung gilt ab Freitagabend.

Neben der Parade bietet der CSD ein vielfältiges Rahmenprogramm. Nach der Kundgebung auf dem Schlossplatz gegen 18 Uhr beginnt die traditionelle CSD-Hocketse auf dem Marktplatz. In der Kirchstraße wird zudem eine Infomeile aufgebaut. Die offiziellen Aftershow-Partys finden ab 22 Uhr im White Noise, Breitengrad 17 und Studio Gaga statt. Dort startet auch das "Pride-Festival".

Barrierefreiheit für Menschen mit Einschränkungen

Der CSD soll so inklusiv wie möglich gestaltet werden. Für Menschen mit Behinderung stehen in diesem Jahr zwei speziell ausgestattete Fahrzeuge bereit. Sie können kostenlos mitfahren. Interessierte sollen sich vorab per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden. Auch an der Strecke wird auf barrierearme Gestaltung geachtet.

Erinnerung an die Stonewall-Proteste

Die CSD-Parade ist nicht nur ein Fest, sondern auch eine politische Demonstration. Sie erinnert an die Ereignisse der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 in New York. Damals widersetzten sich queere Menschen erstmals gemeinsam polizeilichen Übergriffen. Das diesjährige Motto lautet „Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt“ und soll ein Zeichen gegen Diskriminierung und zunehmende Queerfeindlichkeit setzen.

Das Veranstaltungsteam kritisiert, dass der aktuelle Koalitionsvertrag keine konkreten Verbesserungen für queere Menschen in Deutschland vorsieht. Vielmehr fehle es an politischen Maßnahmen zur Stärkung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.

Stuttgart steht am Samstag im Zeichen der Toleranz, Sichtbarkeit und Vielfalt. Der Christopher-Street-Day 2025 verspricht, ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung zu setzen – mit einer nie dagewesenen Beteiligung und starkem öffentlichen Interesse.

 Quelle: SWR