Am 26. Juli stehen in Stuttgart gleich zwei große Ereignisse bevor. Während die CSD-Politdemonstration durch das Stadtzentrum zieht, veranstaltet das queere Studio Gaga ein Pride-Festival im früheren Hotel am Schlossgarten. Beide Events überschneiden sich zeitlich und führen innerhalb der queeren Community zu hitzigen Diskussionen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der politische Charakter des CSD durch kommerzielle Partys verwässert wird.
Inhaltsverzeichnis:
- Studio Gaga erhält Verlängerung im Schlossgartenhotel
- Kritik an Terminüberschneidung mit der CSD-Demo
- Debatte um Vielfalt statt Konkurrenz
- Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Studio Gaga erhält Verlängerung im Schlossgartenhotel
Eigentlich sollte Ende Juni Schluss sein im alten Hotel am Schlossgarten. Die Renovierungsarbeiten des ehemaligen Luxushauses stehen bevor. Dennoch darf das Studio Gaga, das sich ein halbes Jahr nach dem Start von Studio Amore im Untergeschoss etablierte, noch bis zum CSD-Wochenende bleiben. Betreiber Nikos Likopulos bestätigt, dass eine Verlängerung mit der Immobiliengesellschaft der LBBW ausgehandelt wurde.
Am 25. und 26. Juli lädt das Studio zu einem eigenen Pride-Festival ein. Geplant sind drei Musikbereiche, eine Outdoor-Zone, eine Hüpfburg und ein Bereich nur für Männer. Der Start ist für 16 Uhr angesetzt – und fällt damit mitten in die politische Demonstration. Das sorgt für Kritik. Dirk Wein, Organisator der „Lovepop Pride Edition“ und Mitglied im Club-Kollektiv, bemängelt den Zeitpunkt der Party. Er spricht sich dafür aus, dass Events erst nach der Kundgebung starten sollten.
Kritik an Terminüberschneidung mit der CSD-Demo
Viele sehen die Überschneidung mit der Politdemo als problematisch. Die Hauptkundgebung ist für 17 Uhr geplant, das Ende gegen 18 Uhr. Wein betont, dass es Tradition sei, politische Veranstaltungen nicht durch Partys zu stören. Auch Clublegende Laura Halding-Hoppenheit äußert Bedenken über den wachsenden kommerziellen Fokus.
Studio-Gaga-Betreiber Likopulos kontert: „Um 16 Uhr kommen ohnehin nur wenige Leute.“ Kneipen entlang der Route müssten ja auch nicht schließen. In zwei Jahren habe das Studio viel zur Sichtbarkeit beigetragen. Finanziell lohne sich das Event ohnehin kaum. Hinter der Debatte stecke seiner Meinung nach ein Generationenkonflikt – junge queere Menschen fühlten sich eher vom Gaga angesprochen als von älteren Strukturen wie dem geschlossenen Kings Club.
Debatte um Vielfalt statt Konkurrenz
Betina Starzmann vom CSD-Vorstand plädiert für ein Miteinander. Ihrer Ansicht nach darf es keinen Neid unter den Veranstaltern geben. Je mehr Angebote, desto besser. Allerdings bittet sie Gaga, den Festivalbeginn am Samstag nach hinten zu verlegen. Die große Masse werde sowieso erst später am Abend feiern.
Andere Akteure wie Felix Horsch, der ebenfalls am 26. Juli zwei queere Partys organisiert, sehen in der Vielzahl der Angebote eher eine Bereicherung als eine Konkurrenz. „Vielfalt bedeutet auch Toleranz gegenüber verschiedenen Eventformen“, erklärt er.
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Der CSD 2025 steht unter der Schirmherrschaft von VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle. Laut Starzmann sind die Anmeldungen für Formationen genauso zahlreich wie im Vorjahr. Damals beteiligten sich rund 150 Gruppen. Das diesjährige Motto lautet: „Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt“.
Auch Studio Gaga denkt bereits an die Zeit nach dem Schlossgartenhotel. Man sucht nach einer neuen Location mit Außenbereich – gemeinsam mit einer Brauerei. Das Ziel: weiterhin ein Ort für queere Kultur und junge Besucher bleiben.
Quelle: Stuttgarter Zeitung