Pop Festival 2025 in Stuttgart
Pop Festival 2025 in Stuttgart, pixabay/Foto illustrativ

Zwei Tage, über 20 Orte, ein Konzept – das About Pop Festival 2025 in Stuttgart verband urbane Clubkultur mit kritischem Diskurs. Rund 77 Euro kostete das Bändchen in der Endphase, ermäßigt 55. Wer sich auf das Format einließ, erhielt Zugang zu einer dezentralen Entdeckungsreise durch Musik, Literatur, Kunst und Gesellschaftsdebatten.

Inhaltsverzeichnis:

Sascha Ehlert und Edwin Rosen im Buchclub der besonderen Art

Der Auftakt des Festivals fand im intimen Buchclub-Format statt. Sascha Ehlert präsentierte gemeinsam mit Musiker Edwin Rosen das Buch Palo Santo. Die Veranstaltung war bewusst klein gehalten. Rosen, sonst auf größeren Bühnen aktiv, zeigte sich dabei reflektiert und nahbar. Es folgte ein Besuch im Kulturareal Wizemann – dort verschmolzen Kunst, Musik und Gespräch zu einer dichten Atmosphäre. Zwischen Bars, Installationen und Sound wechselte das Publikum beständig die Räume.

Das Wizemann wurde so zum kreativen Zentrum des Abends, das unterschiedlichste Menschen zusammenbrachte – von Studierenden mit Jutebeutel bis zu Kulturprofis mit Notizbuch. Zwischen elektronischen Sets und analogen Performances changierte der Abend zwischen Kopflastigkeit und mitreißender Energie.

Fuffifufzich, Ritter Lean und laute Gitarren in der Jugendhalle West

Ein Höhepunkt des Freitags war der Auftritt von Fuffifufzich. Die Halle war voll, das Publikum textsicher, die Künstlerin kombinierte Leichtigkeit mit Haltung. Ihr Set war tanzbar, ironisch, emotional. Kurz darauf sprang Ritter Lean für eine erkrankte Kollegin ein. Mit Gitarre, Schlagzeug und Rap überzeugte er durch Präsenz und Charme. Obwohl nur etwa die Hälfte der Plätze belegt war, litt die Stimmung nicht.

Am zweiten Tag bot die Jugendhalle West ein überraschendes Kontrastprogramm: Mit Machukha und Ancst rückte Metal in den Vordergrund. Machukha brachte rohe Energie. Ancst überzeugte mit einer Mischung aus Blackened Hardcore und Gesellschaftskritik. Ihr Auftritt war kompromisslos – und für viele das intensivste Live-Erlebnis des Wochenendes.

Medienkritik, Kaffee und Piano im StadtPalais

Am Samstagmorgen lud das Institut Français zu Kaffee, Croissants und Debatte. Medienkritik im Wohnzimmerformat bot Raum für Reflexion. Wer wollte, konnte später im Jugendhaus einen Escape Room testen oder selbst Musik machen.

Zum Ausklang führte der Weg ins StadtPalais. Dort trat Betterov mit Klavierbegleitung auf. Die ruhige Darbietung war kein Höhepunkt inhaltlich, überzeugte aber durch Atmosphäre. Licht, Raum und Stille wirkten beruhigend – fast meditativ.

Bewegung, Begegnung, Haltung

Das About Pop Festival war kein klassisches Musikfestival. Es bot keine Campingplätze und verzichtete auf Massenevents. Stattdessen setzte es auf Bewegung – durch die Stadt, zwischen Genres, inhaltlich. Die verteilten Locations erschwerten eine feste Festivalgemeinschaft. Begegnungen entstanden zufällig. Das ständige Pendeln zwischen Orten erforderte Ausdauer.

Doch genau in dieser Struktur lag der Reiz. Wer bereit war, sich auf Vielfalt, Wandel und Widerspruch einzulassen, wurde belohnt. Das Festival bot Musik für Menschen, die hören – und gleichzeitig hinterfragen wollen. Stuttgart zeigte sich als Bühne, Pop als Haltung.

 Quelle: Laut