Oper Stuttgart
pixabay/Foto illustrativ

Die Junge Oper Stuttgart präsentiert eine außergewöhnliche Inszenierung von Henry Purcells barocker Oper „The Fairy Queen“ unter der Regie von Olivia Hyunsin Kim. Die Aufführung kombiniert Musik, Tanz und visuelle Effekte zu einem einzigartigen Erlebnis für das Publikum.

Inhaltsverzeichnis:

Olivia Hyunsin Kim bringt Purcells Musik in die Moderne

Die Regisseurin Olivia Hyunsin Kim verzichtet in ihrer Inszenierung auf Shakespeares „Sommernachtstraum“ und konzentriert sich vollständig auf die musikalischen Nummern von Henry Purcells „The Fairy Queen“. Die Aufführung findet in der Jungen Oper im Nord (JOIN) statt, dem Jugendprojekt der Stuttgarter Oper.

Anstelle einer klassischen Interpretation präsentiert Kim die Musik als einen barocken Rave in einem karg projizierten Elfenwald. Die Inszenierung verwendet eine Mischung aus Originalinstrumenten und modernen Klangelementen. Neben dem traditionellen Cembalo sorgen synthetische Klänge und sphärische Effekte für eine Verbindung zu zeitgenössischer Dancefloor-Musik.

Die musikalische Leitung übernimmt Yudania Gómez Heredia, die das kleine Orchester mit viel Temperament und Dynamik dirigiert. Die Musik bleibt dabei weitgehend erhalten, obwohl einige stilistische Anpassungen vorgenommen wurden. Die Stimmen der Sängerinnen und Sänger, größtenteils aus dem Opernstudio, verleihen der Aufführung eine beeindruckende klangliche Vielfalt.

Beeindruckende Stimmen, aber stilistische Herausforderungen

Die Besetzung der Oper besteht aus talentierten Nachwuchssängern, die ihre Rollen mit Leidenschaft und stimmlicher Kraft interpretieren. Aleksander Myrling beeindruckt mit seinem mächtigen Bassbariton, auch wenn er gelegentlich zu laut singt. Olivia Johnsons Mezzosopran hat eine wunderbare Klangfarbe, jedoch weicht ihre Gesangstechnik stark von der historischen Aufführungspraxis ab.

Besonders hervorzuheben ist Sam Harris, der mit seinem hellen, beweglichen Tenor überzeugt. Seine Darstellung der Figur Mopsa bringt eine ironische Note in die Inszenierung, wobei diese Szene durch die Regie von Kim eine eher sanfte als schockierende Wirkung hat.

Die Kostüme, entworfen von Nadine Bakota, sind fantasievoll gestaltet und verwandeln die Sängerinnen und Sänger in zauberhafte Naturwesen. Besonders auffällig ist das extravagante Kostüm eines Tenors, der mit einer turmhohen blonden Perücke an eine exotische Blume erinnert.

Eine visuell ansprechende, aber undeutliche Inszenierung

Während die Musik für sich spricht, bleibt die Handlung unklar. Die Entscheidung, sich ausschließlich auf Purcells musikalische Nummern zu konzentrieren, führt dazu, dass die szenische Tiefe der Oper verloren geht. Es entsteht eher ein szenisches Konzert als eine durchgehende Erzählung.

Ein wiederkehrendes Motiv ist ein tanzendes Käferpaar (dargestellt von Francesca Meola und Jonas Florian Nothof), das durch Bewegung eine symbolische Erzählung webt. Der Tanz beginnt als Kampf um Nähe und endet in einer harmonischen Koexistenz – ein Hinweis auf die Themen Liebe, Identität und Inklusion.

Die Bühnenbilder von Leo G. Alonso sind minimalistisch gehalten und setzen vor allem auf Licht- und Spiegeleffekte. Dadurch entsteht eine mystische Atmosphäre, die das Publikum in eine surreale Traumwelt entführt. Doch trotz der ansprechenden Ästhetik fehlt es der Inszenierung an erzählerischer Klarheit.

Aufführungstermine und Empfehlung

Die Aufführung von „The Fairy Queen“ in der Jungen Oper Stuttgart läuft an mehreren Terminen:

  • Februar: 4., 5.
  • März: 7. und 9.

Die Vorstellung wird für Zuschauerinnen und Zuschauer ab zwölf Jahren empfohlen. Wer eine ungewöhnliche, moderne Interpretation barocker Musik erleben möchte, sollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.

Quelle: stuttgarter-zeitung.de