Kulturbranche
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Die Einkommensschere zwischen freiberuflichen Männern und Frauen in der Kulturbranche wächst weiter. Eine neue Studie zeigt alarmierende Zahlen, insbesondere in Bereichen wie Musik und darstellende Kunst. Trotz eines allgemeinen Rückgangs des Gender Pay Gaps in Deutschland bleibt die Situation in der Kultur problematisch.

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Verdienstunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland

Laut dem Statistischen Bundesamt verringerte sich der allgemeine Gender Pay Gap in Deutschland im letzten Jahr um 2 Prozentpunkte. In den östlichen Bundesländern liegt der Verdienstunterschied bei 5 Prozent, während er im Westen bei 17 Prozent liegt. In der Kulturbranche sieht es jedoch anders aus. Bei freiberuflichen Künstlerinnen und Künstlern, die über die Künstlersozialkasse (KSK) versichert sind, beträgt der Gender Pay Gap aktuell 25 Prozent.

Zusätzliche Kürzungen im Kulturbereich, wie sie beispielsweise in Berlin angekündigt wurden, könnten die Situation weiter verschärfen. Besonders betroffen sind Künstlerinnen, die ohnehin mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

Höchster Gender Pay Gap in der Komposition und darstellenden Kunst

Eine Untersuchung des Kölner Büros für Kulturwirtschaftsforschung, beauftragt von der Gewerkschaft Verdi, liefert detaillierte Zahlen. Der größte Gender Pay Gap zeigt sich im Bereich der Komposition – hier verdienen Frauen 46 Prozent weniger als Männer. Auch in den darstellenden Künsten ist der Unterschied mit 34 Prozent erheblich.

Im Bereich Tanz scheint die Situation etwas besser, doch das liegt vor allem daran, dass Frauen hier die Mehrheit bilden und die Honorare in diesem Bereich generell niedriger sind. Das bedeutet, dass selbst ein geringerer Gender Pay Gap nicht automatisch auf bessere Bezahlung für Künstlerinnen hindeutet.

Musikbranche besonders betroffen

Besonders drastisch ist die Entwicklung in der Musikbranche. Freiberufliche Musikerinnen verdienen im Durchschnitt nur 13.500 Euro pro Jahr – das sind 4.700 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Der Gender Pay Gap liegt hier bei 26 Prozent.

Eine mögliche Ursache für diese Unterschiede ist die Teilzeittätigkeit vieler Frauen. Oft übernehmen sie zusätzlich Sorgearbeit, was ihre Karrierechancen und finanzielle Unabhängigkeit einschränkt. Allerdings fehlen präzise Daten zur Verteilung der Arbeitszeit.

Forderungen nach Mindesthonoraren und staatlicher Verantwortung

Die Studie weist darauf hin, dass Kultur durch Unterfinanzierung zunehmend zu einem Luxusprodukt wird – nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Kulturschaffenden selbst. Mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 17.000 Euro können viele Künstlerinnen ihren Lebensunterhalt nicht sichern.

Verdi fordert deshalb Mindesthonorare und mehr Transparenz in der Vergütung. Freiberufliche Kreative sollten sich für kollektive Verhandlungen organisieren und Tarifverträge sowie Basishonorare einfordern. Lisa Mangold, Verdi-Bereichsleiterin für Kunst und Kultur, sieht auch den Staat in der Verantwortung. Da ein großer Teil der Einkommen über staatliche Kulturförderung kommt, müsse der Staat aktiv zur Schließung des Gender Pay Gaps beitragen.

Quelle: stuttgarter-nachrichten.de